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Milchpreise – Wer kassiert?

Seit Tagen geht ein Aufschrei über extrem gestiegene Preise für Milchprodukte durch die Presse.

Grundsätzlich kann das all denen egal sein, die sowieso keine Milchprodukte verspeisen. Die Befürchtung liegt allerdings nahe, dass auch bei anderen Nahrungsmitteln Preissteigerungen zu verzeichnen sein werden, was der Bauernpräsident schon angekündigt hat. Das Ausweichen auf andere Nahrungsmittel wird sich wohl ebenfalls verteuern.

Wir sind grundsätzlich gegen Abzocke von VerbraucherInnen – auch von MilchkonsumentInnen und haben die Milchpreiserhöhungen unter die Lupe genommen. Denn wer davon profitiert bleibt trotz vieler Kommentare im Dunkeln. Dabei muss man nur ein paar Parameter kennen um sich selbst ein Bild zu machen.

Die deutschen Milchbauern haben im letzten Jahr etwa 26 bis 30 Cent je 1 kg Milch – etwa 1 Liter – von den Molkereien erhalten. Wirtschaftlich hat sich das nicht gelohnt, denn der Produktionspreis liegt bei ca. 34 Cent je kg Milch; der Weltmarktpreis übrigens bei 20-23 Cent!

Nach unseren bisherigen Informationen sollen die Milchbauern jetzt etwa 30 bis 34 Cent/kg erhalten. Überwiegend also noch immer unter den Produktionskosten.

Die Argumentation, die "armen Milchbauern" müssten endlich gerechte Preise für ihre Mühe erhalten und die VerbraucherInnen sollten endlich dafür zahlen, geht also fehl. 4 Cent mehr pro kg reicht nicht um die Kosten zu decken und noch gut leben zu können. Wer kassiert dann?

Vollmilch 3,5 % vorher jetzt
Ladenpreis 0,55 Euro 0,69 Euro
Anteil Milchbauer 0,26 Euro 0,30 Euro
Anteil Molkerei, Handel, USt 7% 0,29 Euro 0,39 Euro
Gesamterhöhung 0,14 Euro

Die Umsatzsteuer für Milchprodukte ist nämlich gleich geblieben, so dass auch das Argument, die Umsatzsteuererhöhung sei mitverantwortlich, entfällt.

Ginge es bei den Milchpreisen also nur um unsere Milchbauern, könnte gut 2/3 der Erhöhung entfallen.

Noch krasser sieht es bei Butter und Magerquark aus.

Aus 10 kg abgelieferter Bauernmilch werden heute etwa 500 g Butter und aus etwa 10 kg Magermilch, die bei der Trennung von Butterfett und Milchplasma übrig bleibt, werden mit den neuesten Verarbeitungstechnologien etwa 2 kg Speisemagerquark.

vorher jetzt
500 g Butter 1,78 Euro (250g Packung zu 0,89 Euro) 2,38 Euro (250g Packung zu 1,19 Euro)
2 kg Magerquark 1,96 Euro (500g Packung zu 0,49 Euro) 3,00 Euro (500g Packung zu 0,75 Euro)
Gesamtladenpreis 3,74 Euro 5,38 Euro
Anteil Milchbauer 2,60 Euro 3,00 Euro
Anteil Molkerei, Handel, USt 7% 1,14 Euro 2,38 Euro
Gesamterhöhung für 10 kg Milchrohstoff 1,64 Euro
Gesamterhöhung für 1 kg Milchrohstoff 0,164 Euro

Die Milchbauern bekommen nur einmal ihre Milch bezahlt, während die Verarbeiter all die verschiedenen Produkte davon herstellen, die wir im Supermarkt kaufen.

Auch an diesem Beispiel wird klar, über 2/3 der Preiserhöhung kommt nicht den Milchbauern zugute, sondern Milchfabriken und Supermärkten. Und die bieten nichts für den vermehrten Profit. Denn keiner hat bisher behauptet, dass Milchprodukte qualitativ besser würden, was bei einer so gesalzenen Preissteigerung zu erwarten wäre. Milchprodukte werden noch immer billigst, wiewohl mit modernsten Maschinen hergestellt, die jeden Fett- und Eiweißrest verwerten. Reste, die vor 100 Jahren nicht genutzt wurden und die als Magermilchpulver und Molkenpulver jahrelang gelagert wurden, was die damaligen Frischeprodukte weitaus verträglicher sein ließ, als es die heutigen sind. Mittlerweile hat sich die Ernährungsindustrie an die billigen Milch-, Molkenpulver und Milchfettüberschüsse gewöhnt und sie in ihre Produktionsprozesse stetig eingebaut. Auch wenn sie wollten, könnten sie gar nicht mehr so ohne weiteres auf Milchpulver und fraktionierte Fette verzichten. Und nachdem die Welt-Nachfrage nach diesen Produkten durch die australische Dürre gestiegen ist, stieg ihr Preis, was es angeblich für die Milchfabriken lukrativ macht, diese Produkte gezielt herzustellen und das Produzieren von frischen Milchprodukten hintanzustellen. Keiner hat bisher diese Drohung wahr gemacht, denn jeder weiß, dass im nächsten Jahr ohne australische Dürre die Preise für`s Milch-/Molkenpulver wieder fallen werden. Da stellt niemand seine Produktion so einfach um. Aber, die Gelegenheit ist günstig und aus einem Gemisch aus Halbwahrheiten wie: chinesischer Milchdurst, australische Dürre, Mehrwertsteuererhöhung, Mitleidscents für unsere Milchbauern und dem Ruf: zahlt endlich mehr für euer Essen! wird eine saftige Preiserhöhung gebraut, die ihresgleichen sucht. Gerechtfertigt ist sie jedenfalls nicht, denn unser Außenhandel mit Milchtrockenprodukten ist im Verhältnis so gering, dass die Welt-Milchpulvernachfrage eine zu vernachlässigende Größe darstellt. Denn das Milchgeschäft ist noch immer hauptsächlich ein Frischegeschäft; und das findet in Deutschland und den angrenzenden Regionen statt und nicht in China! Unsere Frischmilchprodukte-Nachfrage entspricht dem Angebot, von Marktschwankungen ist nichts bekannt. Wo liegt also der Grund außer in dem Bedürfnis von Industrie und Handel auch einmal bei der Milch abzukassieren?

Daher kann das Motto nur heißen: umsteigen auf Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Ceralien, Wasser, weniger Joghurt, Quark, Eiskrem, Milchpulver-Chips, Milchschokolade, und Co, Gesundheit und Schlankheit sind dann inbegriffen!

Letzte Änderung am 04.12.2011

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