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Galaktose

Galaktose, auch Schleimzucker genannt, ist ein Einfachzucker/Monosaccharid. Sie schmeckt wenig süß.

In der Natur kommt sie hauptsächlich in anderen Zuckern gebunden vor, z.B. in Raffinose, Stachyose, Verbascose und in Dickungs- und Geliermitteln wie Agar-Agar, Johannisbrotkernmehl, Gummistoffen, Pectinstoffen, Carrageen, Algen.

In allen verarbeiteten Fertignahrungsmitteln kann man in der Regel mindestens einen dieser Stoffe als Zusatzstoff finden.

Die Hauptquelle von Nahrungsgalaktose ist jedoch Milchzucker/Laktose, der in jedem Milchprodukt vorkommt. Außer Milchprodukten enthalten nur noch einige Hülsenfrüchte nennenswerte Galaktosemengen. Aus Pflanzen kann sie vom Körper jedoch nur in geringem Umfang aufgenommen werden, so dass Milchprodukte die bei weitem umfangreichste Galaktosequelle darstellen. Die vergleichsweise hohen Galaktosegehalte von Milchprodukten werden aus der folgenden Tabelle deutlich.

Produkte Galaktosegehalt pro 100 g
Trinkmilch 2750 mg = 2,75 g
Joghurt 2750 mg
Quark 2750 mg
Cheddar Käse 2000 mg
Parmesankäse 300 mg
Leguminosen
Kidney Bohnen 153 mg
Linsen 116 mg
Sojabohnen 44 mg
Pflanzliche Nahrungsmittel mit über 10 mg
Tomaten 23 mg
Wassermelonen 15 mg
Datteln 11 mg
Obst, Gemüse
sämtliche handelsüblichen Gemüse
und Obst, wie Karotten, Kohlarten,
Kartoffeln, Avocado, Zucchini, Äpfel.
Orangen, Aprikosen u.a.
5 - 10 mg
Getreide, Nüsse, Samen wenn, dann Spuren
Fleisch 0 mg

Außer Milchprodukten enthalten nur noch einige Hülsenfrüchte nennenswerte Galaktosemengen, die jedoch bei weitem nicht an den Gehalt von Milch und Sauermilch heranreichen.

Das Problem mit der Galaktose

Galaktose ist ein Stoff, den der menschliche Körper braucht. Im Stoffwechsel der Gehirnzellen spielt Galaktose eine große Rolle. Möglicherweise ein Grund, warum menschliche Muttermilch die höchsten Galaktosegehalte im gesamten Säugetierbereich aufweist (Muttermilch ca. 3,6 g/100 g, Kuhmilch ca. 2,4 g/100 g).

Weil Galaktose so wichtig ist, kann der Körper sie selbst herstellen. Sie muss daher nicht mit der Nahrung zugeführt werden.

Dies dürfte der Grund dafür sein, dass wir historisch gesehen nur wenige Lebensmittel zu uns nahmen, die Galaktose enthalten. Erst über die moderne Milchernährung werden wir mit hohen Galaktoseanteilen täglich konfrontiert.

Wir nehmen jedoch diese Galaktosemenge zunächst nicht als reine Substanz zu uns, sondern v.a. in Form von Milchzucker/Laktose. Dieser wiederum wird im Dünndarm durch das Enzym Laktase in seine Bestandteile Glukose und Galaktose gespalten. Erst nach diesem Prozess ist Galaktose in ungebundener Form vorhanden. Obwohl ein Einfachzucker wie Glukose, die vom Körper sofort als Nahrungskohlenhydrat in Energie umgesetzt werden kann, kann der Körper mit der Galaktose als solcher nichts anfangen. Sie muss erst zu Glukose umgebaut werden. Dies geschieht wieder mittels verschiedener Enzyme, deren Funktion jedoch nicht völlig bekannt und erforscht ist. Man kennt 3 Enzyme, die bei diesem Umbau eine Rolle spielen. Fehlen diese Enzyme oder eines oder ist ihre Aktivität eingeschränkt, kommt es bei Verzehr von galaktosehaltigen Nahrungsmitteln zu mehr oder weniger schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Denn freie Galaktose, die nicht oder nur eingeschränkt zu Glukose umgebaut wird, zirkuliert im Blut und ist dann Gift für den Körper.

Die Krankheiten die auftreten, sind folgende: Die leichteren betreffen die Ansammlung von Galaktitol in den Augenlinsen was zur Ausprägung von Linsentrübungen (Katarakten), wie z.B. dem Grauem Star, führt. Die schwerwiegenden Krankheitsbilder werden der klassischen Galaktosämie zugeordnet1. Sie werden heute über das Neugeborenen-Screening zweifelsfrei erkannt. Neben Linsentrübungen führen sie zu Störungen des Nervensystems, der Feinmotorik, geistiger Retardierung und Ovarialstörungen. Frauen, die an der klassischen Galaktosämie leiden, weisen Unregelmäßigkeiten an ihren Eierstöcken auf und sind meistens unfruchtbar. Man führt dies darauf zurück, dass Galaktose die Keimzellen der Eierstöcke angreift. Mit dieser Eigenschaft der Galaktose bringt man das erhöhte Risiko für Ovarialkrebs unter hohem Milchkonsum in Verbindung.

Von den schweren Erkrankungen sind glücklicherweise relativ wenige Menschen betroffen. Von den Augenkrankheiten erheblich mehr, wobei man in der Regel dem Zusammenhang zwischen Milchkonsum mit ihrem hohen Galaktosegehalt und der Erkrankung keine Aufmerksamkeit schenkt.

Interessant ist folgendes Phänomen, das die besondere Toxizität von Galaktose für die Keimdrüsen der weiblichen Eierstöcke beleuchtet.

Es scheint so, dass unabhängig von den verschiedenen Ausprägungen der Galaktosämie, schon allein die mangelnde Verstoffwechselung von Milchzucker Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen hat, was wiederum auf die Galaktose zurückgeführt wird.

Amerikanische und finnische Forscher/Innen haben in einer breit angelegten Studie, in der Daten zu Fruchtbarkeitsraten von 36 Ländern, der Milchkonsum pro Kopf und die Laktoseintoleranz der weiblichen Bevölkerung ausgewertet wurden, einen deutlichen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und weiblicher Unfruchtbarkeit festgestellt. Je höher der Milchkonsum, je höher die Unfruchtbarkeit, besonders in höherem Alter.2 Man nimmt an, dass die Galaktose in den Milchprodukten und im Milchzucker dafür verantwortlich ist. Ähnliche Beobachtungen sind in anderen Studien gemacht worden. Einiges spricht sogar dafür, dass bei Alaktasiern mit dem Problem der Aufspaltung und Verwertung von Milchzucker ähnliche Probleme auch mit der Galaktose bestehen. Auch auf die Keimdrüsen der männlichen Hoden scheint Galaktose negativ zu wirken,wie eine neue deutsche Studie zu Hodenkrebs zeigt.3

All das macht den heutigen hohen Milch/-produkteverzehr um so problematischer. Für diejenigen, die Galaktose nicht oder nicht voll verstoffwechseln können, ist Galaktose gesundheitsschädlich. Nur diejenigen, deren Enzyme vollständig funktionieren, können problemlos Galaktose zu sich nehmen. Wer zu welcher Gruppe gehört lässt sich nicht leicht feststellen. Daher kann Prophylaxe nur sein, Milchzucker mit der darin enthaltenen Galaktose generell zu meiden.

Um zu begreifen wie problematisch Milchgalaktose ist, muss man sich folgendes klar machen.

Der Mensch verfügt zwar über Enzyme, mit denen er Nahrungsgalaktose unschädlich verstoffwechseln kann. Die Anflutung von Nahrungsgalaktose dürfte jedoch bis vor ca. 7000 Jahren, als die Milch zum Nahrungsmittel wurde, relativ gering gewesen sein. Das auch, weil Galaktose aus Pflanzen nur schlecht verwertet wird.Menschen sind daher wahrscheinlich auch in Bezug auf den Galaktosestoffwechsel an einen hohen Milchverzehr nicht angepasst. So ist z.B. bekannt, dass ein Enzym, das in der Galaktoseverstoffwechselung eine Rolle spielt, die Galaktokinase, im Erwachsenenalter in ihrer Aktivität erheblich eingeschränkt ist. Dem dürfte ein ähnlicher Mechanismus zugrunde liegen wie bei der Laktase (Laktose spaltendes Enzym). Beide Enzyme sind ursprünglich nur im Kleinkindalter physiologisch notwendig gewesen um den Muttermilch-Milchzucker in Glukose und Galaktose umzuwandeln und anschließend Galaktose in Glukose. Erwachsene verspeisten keine Milch und damit keinen Milchzucker mehr. Die zur Verstoffwechselung notwendigen Enzyme wurden nicht mehr gebraucht. Ob die anderen Enzyme, die bei der Umwandlung von Galaktose in Glukose beteiligt sind, auf die heutige Galaktoseanflutung überhaupt ausgerichtet sind, wer weiß das schon? Bezüglich der Galaktoseverstoffwechselung ist mangelndes Forschungswissen noch immer an der Tagesordnung.

Wie stark der Galaktosegehalt in unserer Ernährung durch die moderne Milchnahrung angestiegen ist, errechnet sich leicht aus den Tabellenangaben.

Beispiel: 1 Glas Milch (300g) enthält ca. 8250 mg Galaktose, ein 250g Joghurtbecher ca. 6875 mg. Man müsste schon gut 82 Kilo Möhren essen oder 35 Kilo Tomaten um genauso viel Galaktose aufzunehmen, wie mit einem Glas Milch. Und man müsste ungefähr 15 Kilo Sojabohnen verspeisen um mit einem Becher Joghurt gleichzuziehen.

Unsere prähistorischen Vorfahren sind über Hundertausende von Jahren nur mit geringen Galaktosemengen aus Pflanzennahrung in Berührung gekommen, was man aus archäologischer Ernährungsforschung schließen kann. Wahrscheinlich ist daher, dass die heute üblicherweise konsumierten Mengen Galaktose evolutionsgeschichtlich betrachtet im wahrsten Sinne des Wortes "unverdaulich" sind.

Es kann nur staunend zur Kenntnis genommen werden, wie wenig im medizinischen Bewusstsein verankert ist, dass Milchprodukte Galaktoseprodukte schlechthin sind. Denn zumindest im Bereich von Augenkrankheiten ist die Schädlichkeit von Galaktose völlig unbestritten.

Mit jeder Milchschokolade, mit jedem Joghurt, mit jeder Eiskrem nehmen wir große Mengen Galaktose zu uns. Industrie-Eiskrem wird mittlerweile aus prozesstechnischen Gründen mit Galaktose angereichert. Und laktosefreie oder laktosereduzierte Milchpordukte enthalten ebenfalls große Mengen freier Galaktose. Denn das angeblich einzige wirtschaftliche Verfahren, das zur Laktosereduzierung bekannt sei, besteht in der enzymatischen Spaltung des Milchzuckers in Glukose und Galaktose, die als solche in den laktosefreien Milchprodukten enthalten bleiben. Was der Körper nicht leistet, die Spaltung des Milchzuckers, das erledigt die Fabrik. Schön, so weit, so gut. Wer aber hat an die Galaktose dabei gedacht?

Zur Klarstellung: Galaktose ist ein lebensnotwendiger Stoff, den der menschliche Körper jedoch selbst synthetisiert ohne auf die Zuführung von Nahrungsgalaktose angewiesen zu sein. Treten in diesem Prozess Störungen auf, kann es angezeigt sein, einen Mangel an Eigen-Galaktose durch Zuführung von außen auszugleichen. Insofern kann es Erkrankungen geben, bei denen die Zuführung von Galaktose positive gesundheitliche Effekte haben kann.

Weitere Informationen finden Sie hier: Galaktose, eine artgerechte Ernährung?

1Einen guten Überblick über den neuesten Forschungsstand zu Galaktosämie geben das Merck Manual of Diagnosis and Therapy, Chapter 269 im Internet abrufbar und die Internetseiten der Washington University zu Galactosemia Zurück

2Cramer u.a. in The American Journal Of Epidemiology, Heft 139, Nr. 3, 1994, S. 282-9  Zurück

3Stang u.a. in: Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention 2006 Nov.;15(11), S. 2189-219  Zurück

Sonstige Quellen: Sämtliche einschlägigen Lebensmittel-Lexika, Chemie - Lexika, Biomedizinbücher.

Letzte Änderung am 04.12.2011

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