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Gibt es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Morbus Crohn beim Menschen und der Paratuberkulose des Rindes?

Seit Ende der 1990er Jahre entdeckt wurde, dass der Erreger der Johne`schen Erkrankung bei Rindern, das Mycobacterium avium subspezies paratuberculosis, kurz Mycobacterium paratuberculosis oder MAP genannt, die Pasteurisierung der Milch überlebt, wird eine Verbindung zwischen dem Morbus Crohn des Menschen und der Johne`schen Erkrankung des Rindes gesehen.

Warum?

Die Krankheitsbilder ähneln sich, jedoch mit dem Unterschied, dass die Johne`sche Erkrankung des Rindes immer tödlich verläuft, sofern nicht vorher geschlachtet wird, während der Morbus Crohn für den Menschen nicht tödlich ist.

Bei Tieren, die schon im Mutterleib angesteckt wurden, was meistens der Fall ist, bricht die Krankheit nach der 2. oder 3. Laktation aus (schwere Durchfälle infolge von Dünndarmentzündungen), dem Zeitpunkt, zu dem viele Kühe normalerweise geschlachtet werden. Daher wird die mittlerweile weltweite seuchenhafte Verbreitung dieser Rinderkrankheit nicht so offensichtlich.

Bis zum Ausbruch der Krankheit haben die infizierten Rinder den MAP-Erreger über die Milch und den Kot schon laufend ausgeschieden. Aus diesem Grund war es von großem Interesse zu wissen, ob der Erreger durch die normale Wärmebehandlung der Milch abgetötet wird oder nicht.

Es gibt keinen Zweifel mehr:

MAP-Erreger werden durch Pasteurisierung nur zum Teil abgetötet. Beunruhigend daran ist, dass MAP im Blut von Menschen gefunden wurde, die an Morbus Crohn erkrankt sind. Sie könnten sich über Milch/-produkte das MAP zugezogen haben.

Aufgrund dieser Sachlage sind sowohl in den USA wie auch in der EU und einzelnen Mitgliedsstaaten staatliche Programme angelaufen, die eine Risikoabschätzung durchführen sollten. Ergebnisse sind noch nicht bekannt, da die notwendigen Studien langwierig und schwierig durchzuführen sind. Allein der Erregernachweis dauert etwa 3 Monate.

Zur Zeit häufen sich Veröffentlichungen zu MAP, die nichts Gutes verheißen.

Nordirland:

Infektiöses MAP ist im Cheddar-Käse gefunden worden. MAP überlebte die Reifung des Käses.

(Applied Enviromental Microbiology, Aug. 2004; 70,8, S. 4899-4905; PMID: 15294829)

Niederlande:

90 Niederländische Milchkuhherden, die mindestens seit 3 Jahren als Paratuberkulose frei galten, wurden auf MAP untersucht. Tatsächlich wurden 61 % von ihnen als mit MAP infiziert vorgefunden.

(Prev Vet Med. Oct. 2004, 65(3-4), S. 189-204; PMID: 15488270)

Kanada/USA:

Fast 1000 Milchkühe wurden nach dem Schlachten im Osten Kanadas und in Maine/USA auf MAP untersucht. Man fand eine Infektionsrate von 16,1 %. Es gab ein jahreszeitliches Hoch: Im Juni waren 42,5 % der Milchkühe mit MAP infiziert.

(J Dairy Sci Nov. 2004, 87 (11), S. 3770-3777; PMID: 15483160)

USA:

Funktionsfähiges MAP ist im Blut von 50 % aller Crohn-Patienten gefunden worden, von 22 % aller Patienten mit Colitis ulcerosa und bei keinem Patienten ohne entzündliche Darmerkrankung!

(The Lancet, Sept. 2004; 364(9439), S. 1029-1044); PMID: 15380962)

Auch in Deutschland ist das Mycobacterium paratuberculosis weit verbreitet. Wegen des schwierigen MAP-Nachweises kennt man die Verbreitung nicht genau. Nach Schätzungen Anfang des Jahrzehnts kann man hier von wenigstens 10 % bis sogar 30 % der Milchkuhbestände ausgehen.

Wir dürfen gespannt sein, welche Ergebnisse die deutsche Risikoabschätzung zutage fördert.

Letzte Änderung am 04.12.2011

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