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Klonmilch ist anders

Aus aktuellem Anlass gehen wir der Frage nach, ob die Milch von geklonten Kühen mittels Zellkerntransfers anders ist, als die Milch ihrer natürlichen Schwestern?

Im April verkündeten mehrere Printmedien, dass Fleisch und Milch von geklonten Tieren unbedenklich sei. Das Fleisch von Klonrindern sei zwar fetter, aber sonst nicht unterschiedlich zu Fleisch aus konventioneller Zucht.

Und die Milch sei nicht anders als die von gewöhnlichen Kühen.

Diese Erkenntnis entspringt einer gerade erst online veröffentlichten amerikanisch-japanischen Gemeinschaftsarbeit (doi:10.1073_pnas.0500140102).

Seit den frühen 80ger Jahren werden Rinder experimentell geklont. Noch immer ist Klonen jedoch eine aufwendige Angelegenheit, die auch nach über 20 Jahren kein kommerzielles Stadium erreicht hat. Die wissenschaftlichen Studien mit Ergebnissen dieser Experimente sind derzeit noch überschaubar und daher gut überprüfbar. Und so erstaunen die Aussagen in der jetzigen Veröffentlichung doch, denn schon eine kleine Internet-Recherche fördert anderes zutage.

Marie Walsh, eine der amerikanischen Wissenschaftlerinnen, die sich mit dem Klonen von Rindern beschäftigt, kommt in einer grundlegenden Studie aus dem Jahre 2003 zwar zu dem Gesamtergebnis:

"Die chemische Zusammensetzung der Milch von Klonkühen war der von nicht geklonten Kühen und nach Wertangaben in der Literatur, ähnlich. Unsere Ergebnisse lassen uns folgern, dass es keine offensichtlichen Unterschiede in der Milchzusammensetzung von Klonkühen und nicht geklonten Kühen gibt."

Comparison of Milk Produced by Cows Cloned by Nuclear Transfer with Milk from Non-Cloned Cows Cloning and Stem Cells Sep 2003, Vol. 5, No. 3: 213-219

Diese Formulierung bedeutet nichts anderes, als dass es sehr wohl Unterschiede gibt, die allerdings als nicht relevant betrachtet werden.

So ist der Walsh-Studie 2003 zu entnehmen, dass die Milch von Klonkühen, je nach Rasse, 10 bis 12,5 % mehr Protein enthält und 5 bis 13 % weniger Fett.

Interessant ist, was zwei Studien aus Neuseeland und Frankreich/Schweden im Jahre 2004 zum Klonen von Rindern aussagen:

Review: The Health of Somatic Cell Cloned Cattle and Their Offspring
D.N. Wells, J.T. Forsyth, V. McMillan, B. Oback
Cloning and Stem Cells. Jun 2004, Vol. 6, No. 2: 101-110
Zootechnical Performance of Cloned Cattle and Offspring: Preliminary Results
Y. Heyman, C. Richard, H. Rodriguez-Martinez, G. Lazzari, P. Chavatte-Palmer, X. Vignon, C. Galli
Cloning and Stem Cells. Jun 2004, Vol. 6, No. 2: 111-120

Warum der Schluss gezogen wird, dass trotz höheren Proteingehalts und niedrigeren Fettgehalts Klonmilch der Milch von nicht geklonten Kühen sehr ähnlich sei, bleibt das Geheimnis der Experten.

Schon der erheblich höhere Gehalt an BSA, einem Molkenprotein, das direkt vom Blut der Kuh in die Milch übertritt, muss aus unserer Sicht als eine gravierende Differenz in der Milch von Klonkühen und nicht geklonten Kühen angesehen werden. BSA bindet Metalle und Fettsäuren und kann so zu einer erheblichen Veränderung der Milchinhaltsstoffe beitragen. Außerdem wird BSA seit gut 15 Jahren mit der Entstehung von Diabetes Typ I in Verbindung gebracht.

Ein zusätzlich erstaunlicher Punkt, der sich aus der Lektüre der verschiedenen Studien ergibt, ist der Folgende:

Die mangelnde Effizienz des Rinderklonens nach über 20-jähriger Forschung, müsste eigentlich eine Debatte über diese Forschung und ihre Finanzierung ausgelöst haben. Das Gegenteil ist offensichtlich der Fall.

Ein Jahr, nachdem die niedrige Überlebensrate von Klonrindern 2004 beklagt wird, wird 2005 von anderen Wissenschaftlern behauptet, dass die Technologie soweit fortgeschritten sei, dass das kommerzielle Klonen nun beginnen könne. Und ganz unverfroren wird die Motivation für die Studie dargelegt "....als wissenschaftliche Entscheidungshilfe für die Zulassungsbehörden, damit sie den öffentlichen Bedenken bezüglich der Lebensmittelsicherheit von Fleisch und Milch geklonter Rinder Rechnung tragen können".

Hintergrund ist, dass Klonmilch nirgendwo zugelassen ist. Die Milch der bis heute nur einige Hundert zählenden Experimentier-Klonkühe muss vernichtet werden. Kostengünstiger und profitaler wäre es, man könnte diese Milch an eine Molkerei abgeben. Wenn für das "bißchen" Milch der Klonkühe heute eine Zulassung erteilt würde und sich im allgemeinen Bewußtsein der Gedanke festsetzen würde, dass Klonmilch gesundheitlich unbedenklich sei, hätte man eine noch im Experimentierstadium steckende Technologie - mittels Zulassung des Endproduktes - schon für die kommende kommerzielle Nutzung fit gemacht. Private Investoren würden in die Produktion von Klonkühen einsteigen können, denn der Milchabsatz wäre gesichert.

Es ist aber ein Unterschied, ob Klonmilch von wenigen Kühen in den Handel gelangt, oder ob ein großer Teil der insgesamt produzierten Milch von Klonkühen stammt. Dann dürfte es aus gesundheitlichen Gründen eher negativ sein, wenn Milch erheblich mehr Eiweiß enthält als normale Milch. Wahrscheinlich ist nämlich, dass höherer Eiweißgehalt auch mehr Eiweißhormone bedeutet. Da die in der Milch enthaltenen Wachstumshormone Eiweißhormone sind, dürfte auch ihr Gehalt in Klonmilch erhöht sein. Dieser naheliegenden Fragestellung ist bisher ausgewichen worden, ob und wie sich die hormonelle Zusammensetzung der Milch, z.B. bezüglich des Wachstumshormons IGF-I, durch Klonen verändert?

Das erstaunt sehr, weil gerade Experten, die sich mit Wachstumshormonen beschäftigen, gleichzeitig an den Rinderklonstudien teilgenommen haben.

Da können wir nur hoffen, dass das Klonen weiterhin ineffektiv bleibt und die Zulassungsbehörden sich nicht blenden lassen.

Kurz berichtet: Kalzium und Knochengesundheit

Im März erschien in der angesehen amerikanischen medizinischen Zeitschrift "Pediatrics" ein Leitartikel zum Thema Kalzium, Milchprodukte und Knochengesundheit von Kindern und jungen Erwachsenen.

Nach Auswertung von 58 Studien (Metaanalyse) war die Überraschung groß, als festgestellt wurde, dass es offenbar keinen Zusammenhang zwischen der Knochengesundheit der Untersuchten und ihrem Milchkonsum gab.

Der Aufschrei der Milchindustrie über die Veröffentlichung war beträchtlich und vor persönlichen Angriffen wurde nicht zurückgeschreckt.

Die aus dem Pediatrics-Artikel eindeutig zu entnehmende Zugehörigkeit der Wissenschaftler zum "Physicians Committee for Responsible Medicine" wurde als Zugehörigkeit zur Tierrechtsbewegung gebranntmarkt. Außerdem seien nur 5 % der Mitglieder dieser Organisation Ärzte, woraus man entnehmen könne, ob man der Studie Glauben schenken könne.

Die Studie, die wie üblich von anderen WissenschaftlerInnen vor der Veröffentlichung begutachtet worden war, wurde als bloße Meinungsäußerung abgetan.

Uns erstaunt, wie unsachlich die amerikanische Milchindustrie auf eine mehrfach überprüfte Studie reagiert hat.

Die Studie: Pediatrics 2005 Mar; 115(3), S. 736-743 [Medline PMID: 15741380]

Ein Gegenstatement: Report attacks milk's role in building strong bones By Dairy Herd news source (Wednesday, March 09, 2005)

Mehr Info´s über Milch gibt´s in dem Buch "Milch besser nicht".

Letzte Änderung am 04.12.2011

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