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Bakterien,

diese kleinen, sich immer wieder und schnell verändernden Lebewesen.

Ohne sie wäre unser Leben auf dieser Erde unmöglich. Die meisten sind harmlos und nützlich, wir leben in guter Symbiose mit ihnen.

Offenbar treten wir in ein neues Stadium des Zusammenlebens mit ihnen ein.

Aus welchen Gründen auch immer, sind neue Formen entstanden, und nicht alle davon sind harmlos.

Während unsere Antibiotika die bakteriellen Infektionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts einigermaßen im Griff hatten, scheinen sich einige neue Bakterien davon nicht mehr beeinträchtigen zu lassen. Angesichts von MRSA und EHEC wird uns das schmerzhaft bewusst.

MRSA

= Methicillin–resistenter Staphylococcus aureus

oder auch

= Multi–resistenter Staphylococcus aureus

oder der sogenannte Krankenhauskeim, der gegen Antibiotika resistent ist.

MRSA finden sich aber nicht nur in Krankenhäusern, sondern mittlerweile überall, auch in Tieren, wie Kühe und Schweine und den Verarbeitunsprodukten wie z.B. in Milch und Fleisch.

MRSA–Keime verbreiten sich weltweit rasant obwohl sie erst seit Beginn der 1990er Jahre auftreten. Sie sind auch meist harmlos, wir leben mit ihnen. Sie werden erst dann pathogen, wenn sie in Blut oder andere Körperflüssigkeiten eintreten. Deshalb ist die Gefahr im Krankenhaus angesteckt zu werden, groß.

In Großbritannien ist jetzt ein neuer MRSA–Stamm in Kuhmilch und beim Menschen entdeckt worden, der mit den üblichen Methoden nicht nachgewiesen werden kann. Das bedeutet, dass Untersuchungen auf MRSA mit negativem Ergebnis nicht unbedingt bedeutet, dass keine MRSA–Infektion vorliegt. Der neue MRSA–Keim ist auch schon in Deutschland nachgewiesen worden, so dass auch hier die beschriebene Gefahr besteht. Der Keim ist offensichtlich noch nicht sehr weit verbreitet, wer aber Probleme mit nicht verheilenden Wunden hat, sollte — sofern MRSA ausgeschlossen wurde — nachfragen, ob auch auf die neue MRSA–Variante untersucht wurde.

Weitere Quellen:

pressetext: Neuer MRSA-Stamm in Kuhmilch entdeckt

sueddeutsche.de: Neues Biest

EHEC

= Enterohämorrhagische Escherichia coli

sind für den Menschen pathogene, also krank machende Keime, die „bisher“ aus dem Tierreich stammten und auf Menschen übertragbar sind.

E.coli sind in der Regel gutartige und nützliche Bakterien, die in den Därmen von Mensch und Getier ihre Arbeit verrichten ohne groß aufzufallen. Die aus der Vergangenheit bekannten E.coli–Infektionen des Menschen, stammten alle letztlich von tierischen Produkten, da besonders Wiederkäuer, also Rinder, Schafe und Ziegen solche Bakterien in ihrem Gedärm tragen. Sie sind häufig auch in der Milch der Tiere zu finden, schaden diesen im Gegensatz zum Menschen aber nicht. Durch Pasteurisierung der Milch werden sie in der Regel abgetötet.

Der neueste EHEC–Ausbruch in Deutschland könnte aber, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), ein neuer menschlicher Stamm sein, der vom Menschen auf Lebensmittel übergehen kann und sodann von diesen auf andere Menschen übertragen wird.

Die Suche nach dem Ursprung der Infektion förderte interessante Details aus der Landwirtschaft und der Forschung zum Thema zutage.

Heutzutage wird Gülle, also die tierischen Ausscheidungen der Massentierhaltung, immer seltener auf den Äckern direkt ausgebracht, sondern in Biogasanlagen vergoren. Dort wird bei Temperaturen, die für das Bakterienwachstum optimal sind, bei etwa 35 bis 40 Grad Celsius, aus der Gülle möglichst viel Methangas gewonnen. Die Gärreste werden häufig unpasteurisiert als Dünger auf den Äckern ausgebracht.

D.h., dass Biogasanlagen regelrechte Zuchtanlagen für Mikroorganismen jeder Art geworden sind, die dort ideale Bedingungen nicht nur zur Vermehrung, sondern auch zur Mutation und Erbgutvermischung der unterschiedlichen Arten vorfinden. Ohne Pasteuisierung oder sogar Sterilisierung des Gärabfalls stellen sie eine dauernde Gefahrenquelle für Ackerböden und die darauf angebauten Pflanzen dar.

Pathogene Keime aus den Biogasanlagen können sich also auf diesem Wege auf den erzeugten Lebensmitteln wiederfinden. Durch Hygiene bei der Verarbeitung, sprich waschen, kann man sie aber auch wieder loswerden.

Viel gefährlicher ist jedoch, dass nach Erkenntnissen des bakteriologischen Instituts der Universität Leipzig Ackerpflanzen die im Boden und Dünger befindlichen Keime in sich aufnehmen, d.h. sie werden in den Pflanzensaft eingeschleust und sind dann in der Pflanze virulent.

Mit Abwaschen verschwindet kein Keim mehr!

Dieser Aspekt der Ausbringung von nicht hoch erhitzten Gärabfällen aus Biogasanlagen auf Äcker, dessen Mikrobenpool sich in die Ackerpflanzen einschleust, ist bisher kaum beachtet worden. Er stellt ein höchst beunruhigendes Forschungsergebnis dar, das die Politik zum Handeln aufrufen sollte.

Weitere Quellen:

Telepolis: 5.800 Euro pro Ampulle

aerzteblatt.de: EHEC: Gründe für die hohe Virulenz

Letzte Änderung am 04.12.2011

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